Baustellengeschichten – Teil 6, 27.05.2021

In der St.-Jürgen-Kirche wird tief gegraben. Zurzeit zur Probe; um den Untergrund zu testen und die Mauern selbst, ob sie dem Einbau eines Kellers standhalten können. Vorsicht ist halt die Mutter der Porzellankiste! Einen Keller sieht der Entwurf zur „Neuen Mitte“ in der Kirche vor. Neben einem WC verstecken sich dahinter Abstellräume, die man eigentlich immer zu wenig hat. Was aber, wenn sich noch ein weiteres Motiv dahinter verbirgt – eine Schatzsuche? In Heide wird an einigen Stellen sehr fleißig gebuddelt. Und das ja z.T. über lange Zeit (s. Kreuzstraße). Die Überlegung, die wollen nicht etwas vergraben, sondern suchen dagegen etwas Vergrabenes macht dieses mysteriöse Tun für mich verständlicher. Und eine Kirche ist für eine Schatzsuche doch ein idealer Ort: Feindliche Heere werden gesichtet, unsichere Zeiten brechen an – wohin mit dem Geschmeide und den Golddukaten? Eine Kirche verschwindet nicht so schnell, also dort eine kleine Grabung und hinein mit dem Schatz. Doch dann entwickelt sich alles nicht so wie geplant, der Schatz wird vergessen. Und bei den Bauarbeiten wird er nun gehoben und finanziert – die neue Orgel. Wäre natürlich wie ein Traum! Zu schön, um wahr zu sein.

Für viele Heider ist unsere St.-Jürgen-Kirche selbst solch ein Schatz, den man gut bewahren und im Auge behalten soll. Kein Wunder, dass es doch immer wieder den einen oder die andere gab, der besorgt fragte, was denn in St. Jürgen so alles vorgehe, und ob denn ein Keller wirklich notwendig, und hinterher erkenne man nichts mehr wieder usw. Der Evangelist Lukas zitiert Jesus mit dem Wort: Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein (Lk 12,34). Wenn mir etwas zu Herzen geht, dann ist es mir sehr wichtig, dann habe ich es lieb. Und wenn Menschen die St.-Jürgen-Kirche liebhaben, dann ist das erst einmal schön. Dann machen sie sich auch ihre Gedanken und manchmal sogar einige Sorgen. Zumindest nehmen sie damit Anteil an dem, was da in unserer „Neuen Mitte“ entsteht. Aber derzeit plädiere ich für eine gewisse Sorglosigkeit, denn wir haben ein gutes Konzept, gute Architekten und machen alles sorgfältig. Eben damit unserem Schatz in der Mitte Heides nichts passiert.

Das mit der Schatzsuche ist natürlich reine Fantasie. Aber träumen darf man doch wohl noch, oder?

Ihr Pastor Sonnenberg